Vielen Dank, dass Sie am 11. Mai auf dem Event der Dorfgemeinschaft waren!
Mehr Fotos vom großen „Revival-Day“ finden Sie oben

Der Tag war super besucht. Oldtimerfreunde teils mit sehr seltenen Fahrzeugen hatten
sich eingefunden. Ein großer Teil kam aus dem Kreis Minden-Lübbecke!
Dieses chice Mercedes Cabrio wurde komplett in Lübbecke restauriert.

Was war das Automuseum Nettelstedt?

Er wollte eigentlich im Hintergrund bleiben, aber die Nettelstedter wussten: Hinter dem engen Museum an der Rietkampstraße 415 steckt der Textilunternehmer und Sohn von Erwin Hucke, Uwe Hucke. Er war als begeisterter Autosammler bekannt, der international einkaufte und oft schrottreife Oldies durch begnadete Mechaniker in der Umgebung (z.B. Möhlmann in Gehlenbeck) herrichten ließ. Allerdings hieß es in der in Nettelstedt herausgegebenen Monatszeitschrift „automobil chronik“: Initiator des Museums in Nettelstedt war der bekannte ehemalige Rennfahrer und Journalist Richard von Frankenberg. Er stelle für den Start seine private Automobilsammlung zur Verfügung.“ In der Lokalpresse hieß es gar „Das Automuseum der Spielgemeinde Nettelstedt“! Anfangs war das Museum auch nur zu den Spielzeiten der Freilichtbühne geöffnet. In den ersten Berichten der Neuen Westfälischen zu Pfingsten 1968 war von einem Autofan die Rede, der wohl aus der Region komme, aber nicht genannt werden möchte. Es kann nur Uwe Hucke gemeint sein. Wahrscheinlich ist, dass alles zusammentraf und dann auch noch relativ erfolgreich wurde. Laut Lokalpresse besuchten bis zu 1000 Menschen an einem Wochenende das Museum. Erster Leiter des Museums war Hans-Wolf Schneider (auch für seine Jazzmusik bekannt). Sein Nachfolger 1970 war Erwin Tragatsch.

Über Uwe Hucke (1939 – 2002) heißt es in einem Fachbuch: Er war Textilfabrikant und Bugatti-Sammler. Er war hauptverantwortlich für zahlreiche Motorsportveranstaltungen und Restaurierungen, die den Namen Bugatti und dessen Fahrzeuge pflegten, und Gründungsmitglied des »Bugatti-Trust«. Zudem konnte er das umfangreiche Firmen-Archiv von Roland Bugatti erwerben.1971 veröffentlicht er seine erste Bugattichronik »Dokumentation einer Automobilmarke« aus dem Jahre 1976. Dieses Buch galt jahrzehntelang als Bugatti-Standardwerk, ehe er sich erneut in die Archive stürzte und nach noch unbekannten Fotos und Dokumenten suchte. 1996 sollte diese erste Bugatti-Chronik ergänzt werden, und zwar von Uwe Hucke und dem Bugatti-Fan Julius Kruta. Uwe Hucke verstarb 2002.

Das Museum wurde am 16. Juni 1968 offiziell eröffnet, doch die Sammelleidenschaft von Uwe Hucke begann weit früher, schon in den 50er Jahren. Zur Eröffnung standen 38 historische Autos in Nettelstedts chon kurze Zeit später waren es 60. Seine Tochter Angela ist übrigens im Bugatti-Trust England tätig und führt sozusagen die Familientradition weiter. In einem Museumsführer aus dem Motorbuch-Verlag (Stuttgart) Ende der 60er Jahre heißt es:

Den ersten Raum hat man den ältesten Fahrzeugen vorbehalten. Hier stehen, noch vor der Jahrhundertwende erbaut, ein Benz Comfortable, ein 1,75 PS Renault, ein Daimler Phoenix, ein bei Scheibler gebauter Seck mit Reibradgetrieben. Nur wenig jünger sind der De Dion-Bouton 1904 und ein Darracq Typ13, der Lion Peugeot und der kleine Le Zebre, der dreirädrige Le Nef mit kurios langem Riemenantrieb und einer jener frühen Hispano-Suiza, die zum Ruhm dieses Namens beitrugen. Geht man weiter, trifft man auch sportliche Modelle von Alvis, Amilcar, Aston Martin, B.M.W. Salmson und Simson-Supra. Aber besonders Ettore Bugatti ist zum Zeichen seiner Bewunderung durch eine ganze Reihe Typen vertreten, angeführt von dem elektrischen Baby-Bugatti. Es gibt alle wesentlichen Konstruktionen dieser Marke, die Typen 13, 23, 30, 37, 40, 44, 46 und 57, und sogar ein 12,8 Liter-Royale-Motor steht bereit, der eine noch geheim gehaltene Bestimmung erfüllen wird.

Horch und Mercedes-Benz sind in exklusiven Versionen vertreten, und hierbei muss eigens auf die Gegenwart eines SS von1929 hingewiesen werden. Der Kompressor-Riese mit seiner Endleistung von 225 PS beeindruckt auch den abgebrühtesten Besucher. Wesentlichen Anteil an dem Niveau des Museums haben die Maybach-Wagen, deren ältester, ein Siebenliter-Pulmannn von 1925/26, zugleich der älteste noch existierende Maybach überhaupt ist. Bisweilen findet ein die Schau geringfügig veränderter Wechsel statt, der aus den Bemühungen entspringt, das Ansehen der Sammlung noch zu vergrößern. In den umliegenden Ortschaften arbeiten verschiedene Betriebe ständig für das Museum, und allein die Autos von Bugatti wurde ein alter Spezialist dieses Fabrikats in Vertrag genommen. An den offiziellen Veteranen-Festivals im In-und Ausland beteiligt man sich sehr aktiv, zumal das Haus gleichzeitig Museum und Geschäftsstelle des Allgemeinen Schnauferl-Clubs ist.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 10-19 Uhr.

Eine große Rolle spielte im Museum neben Richard von Frankenberg Erwin Tragatsch, der ehemalige Pressesprecher von Rolls Royce nutzte seine Verbindungen, um internationale Prominenz nach Nettelstedt zu locken. Graf Metternich und Uwe Hucke arbeiteten im Automobilbuchbereich zusammen. Für die Technik war größtenteils Ernst Spindler verantwortlich, der sich auch nicht scheute, die ausgefallensten Autos zu fahren.

Ende 1972 wurde das Museum in Nettelstedt aufgelöst, angeblich weil die Räume vom Vermieter gewerblich genutzt werden sollten. Ob diese Version des Endes allerdings stimmt, ist zweifelhaft. Auf jeden Fall ging ein Großteil der Autos in das neue Museum von Willi Helmerding in Bad Oeynhausen-Rehme (Weserstraße 142). Eröffnung war im Frühjahr 1973. Von hier aus wurden schlussendlich die Fahrzeuge in alle Welt verkauft. Der Verbleib lässt sich nach so vielen Jahren kaum noch klären.

Der Webmaster Volker Knickmeyer mit seinem Großvater Heinrich Knickmeyer
an der Kasse des Automuseums! Im Jahr 1972.


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